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Autismus Aggression - Andi - 20.11.2022

Autismus Aggression
Kinder im Autismus-Spektrum zeigen häufig fremd- oder autoaggressive Verhaltensweisen. Was steckt dahinter und kann man dagegen tun?

Eltern von Kindern im Autismus-Spektrum sind sehr häufig einer großen Belastung ausgesetzt. Da die Behinderung auf den ersten Blick nicht sichtbar ist, wirken die Kinder für Außenstehende oft unerzogen. Eltern müssen böse Blicke und Kommentare ertragen, sie fühlen sich unverstanden.

Hinzu kommen häufig Probleme durch aggressives Verhalten ihres Kindes. Ihr Kind verletzt sich selbst oder schlägt andere Kinder, im Kindergarten oder in der Schule gibt es immer wieder Situationen, in denen ihr Kind ohne zunächst erkennbaren Grund „ausrastet“. Eltern fragen sich verzweifelt, wodurch diese Gewalttätigkeit ausgelöst wird.

Hilfe! Mein Kind ist aggressiv!
Kinder im Autismus-Spektrum zeigen häufig fremd- oder autoaggressive Verhaltensweisen. Fremdaggressive Verhaltensweisen wie kratzen, beißen, treten, kneifen, schlagen, schubsen, an den Haaren ziehen, richten sich gegen andere Personen, während Autoaggressionen gegen sich selbst gerichtet sind. Hierzu zählen: sich selbst beißen und schlagen, den Kopf gegen die Wand oder auf den Boden schlagen, sich selbst gegen den Kopf schlagen, sich selbst in den Haaren ziehen oder diese ausreißen. Zudem gibt es noch sachaggressive Verhaltensweisen, bei denen beispielsweise Bekleidung zerrissen wird, gegen Möbel oder Mobiliar getreten oder Geschirr zerschlagen wird.

Oft verhält sich das Kind für uns ohne erkennbaren Grund aggressiv. Auslöser können bei Menschen im Autismus-Spektrum ganz banale Anlässe sein: Der Stuhl im Kindergarten steht auf dem verkehrten Platz, ein anderes Kind spielt mit der geliebten Eisenbahn, die Therapeutin trägt ein neues Parfum oder der Tag beginnt anders als gewohnt. Für uns ist dies oft unbedeutend, wir bemerken diese Veränderung kaum, einen Menschen im Autismus-Spektrum wirft dies jedoch aus dem Konzept.

!Wichtig zu wissen ist, dass jede Aggression ein Versuch ist, zu kommunizieren!
Es muss hinter das eigentliche Problemverhalten geschaut werden. Wir sollten uns fragen: Was hat sich im Umfeld, zuhause oder im Kindergarten/ in der Schule eventuell verändert? Was könnte Auslöser für das aggressive Verhalten sein?

Wir unterschätzen im alltäglichen Umgang häufig die ganzheitlichen Ausdrucksweisen und sorgen so für Missverständnisse in der Kommunikation. Auch sollten wir nicht vergessen, dass Menschen im Autismus-Spektrum große Schwierigkeiten in ihrer Wahrnehmungsverarbeitung haben. Ein großer Fehler ist häufig, mit zu vielen Worten und langen Sätzen auf das Kind einzureden. Ein Kind im Autismus-Spektrum kann mit langen Informationen nichts anfangen, es versteht die Sprache nur ausschnittsweise. So entstehen Unsicherheiten und Ängste, dessen Folge nicht selten Aggressionen sind.

Es ist also sehr wichtig, in der Kommunikation mit Menschen im Autismus-Spektrum auf klare und deutliche Ausdrucksformen zu achten. Überflüssiges sollte nicht ausgesprochen werden. Bewehrt haben sich Signalworte. Wählen Sie kurze, prägnante Signalworte wie „aufräumen“ oder „essen“, anstatt mit langen Erklärungen wie „Wir wollen jetzt aufräumen, da es gleich etwas zu essen gibt…“ auf Ihr Kind einzureden. So gehen Sie sicher, dass Ihr Kind die Information auch verstehen und aufnehmen kann. Außerdem sollten Sie Ihr Kind immer persönlich mit seinem Namen ansprechen, damit für ihn deutlich ist, mit wem Sie überhaupt sprechen.

Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch verdeutlichen, wie wichtig Sicherheit und Verlässlichkeit für den Menschen im Autismus-Spektrum sind. Wie bereits erwähnt, können Autisten nur schwer mit Veränderungen umgehen. Es überfordert sie, sie können sich nicht anders mitteilen, sie werden aggressiv. Klare Strukturen und Rituale mindern potentielles Aggressionsverhalten. Eltern, Erzieher, Lehrer und andere Bezugspersonen müssen kongruent und verlässlich sein. Und auch die Tagesstruktur muss verlässlich und berechenbar sein, um Sicherheit zu geben.

So schaffen Sie entspannte Situationen, in denen Auslöser für das aggressive Verhalten vermindert und in denen Überforderungen vermieden werden können.